Streaming und 'Progressive Download' anstatt 'Ursprünglicher Download'

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Medienrecht-Problematik

Wer auf seiner Homepage Audio- oder Videomaterial anbieten will, steht vor der Frage, ob es als Downloud oder als Stream angeboten werden soll.1 Bei beiden Möglichkeiten, Download oder Streaming, müssen zuvor die Leistungsrechte geklärt werden, sofern man nicht der Komponist, Interpret und Schöpfer dieser Werke ist. Bei fremdem Eigentum im Sinne des Urheberrecht, muss auch eine vertraglich festgelegte Vergütung an die Verwertungsgesellschaft stattfinden.

Obwohl beide Möglichkeiten sich nicht stark unterscheiden, wird im Umgang mit diesen beiden Formen Medien-rechtlich ein deutlicher Unterschied gemacht; weil:

  • Beim Download lädt der Benutzer die Medien-Datei auf seiner Festplatte und kann sie weitergeben.

  • Bei Streaming sollte die Medien-Datei nach einmaligem Abspielen nicht mehr lokal verfügbar sein.

    Wenn der Benutzer die Medien-Datei später ein zweites Mal anschauen oder anhören will, muss er sie nochmals vom Server abholen und als Stream beziehen.

Damit obliegt die Verwaltung der Medien-Datei nicht dem User! Die Daten müssen nur kurz zwischengespeichert werden. Die vom Client abgespielten Daten sollen nur am Server liegen und nicht behalten werden (können) – darauf legen viele Rechte-Inhaber größten Wert.

    Weil das Behalten beim Streaming nicht so einfach geht wie beim Download, sind wahrscheinlich die Streaming-Rechte billiger und unkomplizierter zu erlangen. Der User bekommt bei Streaming die Audio- oder Video-Datei nicht (oder zumindest nicht ganz so leicht) in seinen Besitz. Auch die Weitergabe eines Streams als Medien-Datei ist nur mit Fachkenntnissen möglich.

    Für diese Bachelorarbeit ist im weiteren Verlauf der http-Download ohne Progressive-Funktion, also ein normaler, 'ursprünglicher Download', nicht mehr relevant. Es handelt sich hierbei nicht um Streaming!

    Definition: Denn Streaming bedeutet, gesendete Daten schon abzuspielen, bevor sie komplett empfangen wurden und lokal verfügbar sind.2 Dieser frühzeitige Abspiel-Start zeichnet Streaming aus und unterscheidet es vom ursprünglichen Download.

    Allerdings ist Streaming oft nichts anderes als ein versteckter 'Progressive Download'. Die Daten werden temporär und an einen unbekannten Ort für den normalen Verbraucher abgelegt. Beim 'Progressive Download' können diese Daten jedoch gespeichert werden, nachdem die temporären Datei ausfindig gemacht wurde.3 4

    Diverse Player, allen voran der Adobe-Flash-Player, versuchen, die temporären Daten dem User möglichst unzugänglich zu machen, damit dieser sie nicht lokal abspeichern kann. Das Internet hält ein paar Lösungsansätze bereit, um doch die gestreamten Daten abzuspeichern und abzulegen.

     

    UPDATE 2016: 'progressive download' rückt in den Hintergrund

    Der Adobe-Flash-Player hat in den neueren Versionen den Ort der temporären Progressive Downloads immer weiter versteckt, so dass nur noch Profis den Speicherort kennen. Genauere Details sind mir hier nicht bekannt. (Es könnte aber sein, dass Flash heutzutage ebenfalls mit Live-Streaming-Daten umgehen kann, ohne sie als 'progressive download' auf die Festplatte laden zu müssen.)

    Bei Youtube ist seit einigen Monaten als Standard der HTML5-player aktiviert. (Umstellung ca. Ende Jahr 2015. Als ich die Bachelorarbeit im April 2015 geschrieben habe und es testete, war das noch nicht der Standard. Damals konnte man den HTML5-player verwenden. Wenn man Probleme mit Flash hatte, wurde das empfohlen). Youtube hat wahrscheinlich heraus gefunden, dass inzwischen genug 'user' HTML5-unterstützende Internet-browser verwenden, um Videos standardmäßig über HTML5 einzubinden. Damit gehört die lange Tradition bzw. Not, dass Videos im Internet nur über Flash eingebunden werden können, der Vergangenheit an. Zum Glück ist damit auch diese Domäne der proprietären Software gesprengt worden. (Flash gehört seit einigen Jahren Adobe. Alternativen zu Adobe Flash hinkten immer ein Stück weit der Entwicklung nach und waren meist mühsam einzurichten und zu verwenden. Oft kam es zu Fehlern.) Von dem her: Danke HTML5! :-)

    Mir ist allerdings aufgefallen, dass HTML5 NICHT einen 'progressiven download' abverlangt bzw. voraus setzt.

    Eine Weiterentwicklung im Streaming ist also gegeben. Der 'progressive download' rückt in den letzten Jahren mehr und mehr in den Hintergrund, was alle 'content provider' überaus freuen dürfte. Ihre Inhalte können nicht mehr so leicht auf der lokalen Festplatte gespeichert und dann vom 'user' - für den 'content provider' unkontrolliert - weitergegeben werden.

    Der 'progressive download' ist aber ein Meilenstein in der Geschichte des Streaming. Man kann mit dem Verstehen dieser Technik erfahren, wie das Bedürfnis nach Streaming Behelfswege geschaffen hat und wie eine lange Zeit  (immerhin ca. 15 Jahre) das Streaming von Audio- und Videoplattformen umgesetzt wurde. Dass heute anders gestreamt wird, dürfte v.a. mit der Sorge zusammen hängen, dass dahinter finanzielle Interessen stecken. Es soll verhindert werden, dass der Content in irgend einer Weise für den 'user' lokal verfügbar ist. (On-Demand-Video-Plattformen bieten einen Stream für 48 Stunden an. Für 2€ extra kann man den auch länger abrufen/ öfter anschauen. Solche Bezahlmodelle sind beim 'progressive download' weniger sinnvoll. :-)

     

     

    Exkurs: Server-Client-Struktur

    Viele Internetdienste verwenden die Server-Client-Struktur.7 Der Server ist der Knotenpunkt im Verteil-Netzwerk. Hier laufen die Anfragen der Clients zusammen und werden vom Server bedient. 'to serve' heißt bedienen, servieren, versorgen, zustellen8 - was auch den Aufgaben eines Server entspricht.

    Bei jeder Aktion, bei der über das Internet zwischen zwei Rechnern Daten übermittelt werden, gibt es einen Host, der Dienste bereitstellt und auf Anfragen reagiert (Server), und einen Host, der Anfragen stellt und die Antworten verarbeitet (Client).9

    Mehr zur Server-Client-Struktur und deren Verwendung bei der Internet-Radio-Übertragung findest Du unter dem Kapitel >> Streaming mit seinen Komponenten.
    Dort wird beschrieben, wie eine typische Server-Client-Abfrage über das http-Protokoll (TCP) funktioniert.
     

     

     

    2Vgl. http://www.garymcgath.com/streamingprotocols.html „Basics of streaming protocols“ , 2015-03-01

    3Vgl. http://hints.macworld.com/article.php?story=20080311022147414 „Save Flash video files from local cache“ , 2015-02-23

    4Vgl. http://askubuntu.com/questions/37267/how-can-i-access-flash-files-from-streaming-websites „How can I access Flash files from streaming websites?“ , 2015-02-24

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